Glaube und Kirche
In Mbigili ist der sonntägliche Gang in die Kirche nicht mit der Suche nach Gründen oder Ausreden verbunden: Menschen jedes Alters machen sich auf den manchmal langen und beschwerlichen Weg in die Kirche. Jeden Sonntag findet in den Unterkirchen Gottesdienst statt und einmal im Monat ist großer Gottesdienst in der Hauptkirche. Mit Beginn des Gottesdienstes füllt sich die Kirche nach und nach. Während des Gottesdienstes singen verschiedenste Chöre und Gruppen der Gemeinde. Eine Predigt, die 1h dauert, ist eine kurze Predigt. Während der Predigt ist die Gemeinde aktiv, reagiert bejahend oder klatscht. Mehrere Male werden Kollekten für verschiedenste Anlässe gesammelt. Beim Abendmahl wird Brot und Wein in Einzelkelchen ausgegeben. Ein normaler Gottesdienst dauert oft so 3h - wird getauft oder weiteres gefeiert dauert es auch mal länger.
Wenn es am Sonntag im Bergedorf zum Gottesdienst schlägt, dann ist das Bild in Deutschland oft ähnlich: Viele leere Bänke in der Kirche und der Altersdurchschnitt der wenigen Besucher*innen ist hoch. Die Mbigilier*innen, die uns in Bergedorf besuchten, reagierten mit Unverständnis: Wie kann es sein, dass so wenig Menschen in die Kirche gehen? Glaubt ihr nicht?
Die Antworten sind so vielfältig wie die Menschen aus St. Petri und Pauli. Die Frage beinhaltet auch einen Blick in die Zukunft von Kirche mit diesen Gegebenheiten. Eine Antwort fällt schwer und dann hypothetisch aus. Neben dem dringenden Auftrag, dass Kirche und gelebter Glaube vielfältiger sein darf und damit auch die Institution in ihren Formen vielfältiger sein muss, ist es wohl auch Glaube. Der Heilige Geist wird uns auf diesem Weg leiten.
Es zeigt sich, dass Glaube hier in Deutschland individueller gelebt wird, oft losgelöster von der Institution Kirche betrachtet wird und Kirche sich in den Alltag der Menschen integrieren lassen muss. Denn selbstverständlich ist Kirche und Glaube nicht. In Mbigili und mit den Menschen dort haben wir eine starke Verbundenheit zu Gott und zu ihrer Kirche erlebt. Viele alltägliche Handlungen sind Teil davon - selbstverständlich wird vor dem Essen gebetet. Die Christen untereinander begegnen sich mit großer Solidarität, welche auch Nicht-Christen mit einbezieht. Fremde Glaubensgeschwister werden mit offenen Armen und unendlicher Herzlichkeit empfangen.
Nächstenliebe ist biblische Weisung hier und dort. Doch in dieser Offenheit, Selbstverständlichkeit und als Allum-fassendes erscheint Glaube in Mbigili stärker unter den Menschen und in ihrer Gemeinschaft verwurzelt zu sein als bei uns in Bergedorf.
Doch eines bleibt: allen Unterschieden zum Trotz ist der Glaube ein verbindendes Glied dieser Partnerschaft. Das partnerschaftliche Lernen im globalen Kontext ist auch Teil davon, dem Christsein auf dieser Welt Rechenschaft zu tragen und für eine gerechte(re) Zukunft zu sorgen.
Video: Chorgesang während der Kollektensammlung
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