Bevor die KonfirmandInnen die Erfahrung des WalkAway machen, haben wir Konfiteamer uns auf den Weg gemacht. als Selbsterfahrung und um später die KonfirmandInnen angemessen begleiten zu können. Nach einem Vorbereitungstreffen fuhren wir an einem Freitag im September nach Groß-Wittfeitzen (Kreis Lüchow-Dannenberg) und haben unser Lager auf dem Platz aufgeschlagen, auf dem im Sommer das Kinderzeltlager der Gemeinde stattfindet. Wir haben den Wald durchstreift und uns mit dem Terrain bekanntgemacht. In der ersten Nacht haben wir noch im Zelt geschlafen.
Am Samstagmorgen sind wir mit dem Auftrag in den Wald gegangen, Wunden in der Natur zu suchen. Ich habe einen umgestürzten Baum gefunden, dessen Wurzel das Erdreich ausgehoben hatte, sodass eine Höhle entstanden war. Erst beim genaueren Hinschauen konnte ich erkennen, dass sich ein Tier diesen Platz zu Nutzen gemacht hatte. Wir saßen viel am Feuer, haben geredet, gelacht, gesungen und am Nachmittag ist dann jeder für sich losgegangen, um sich einen Platz für die zweite Nacht zu suchen. Danach gab es noch ein Essen im Lager, anschließend wurde bis zum nächsten Morgen gefastet.
Mit gepackten Sachen ging es gegen 17 Uhr los in die sogenannte Solozeit. Ohne Handy, ohne Uhr und ohne Essen – ganz auf sich alleine gestellt mitten in der Natur. Die Nacht galt als beendet, sobald am nächsten Morgen Farben zu erkennen waren. Den Platz für die Nacht habe ich nach einigen Kriterien ausgesucht: weicher Boden, geschützte Lage, zwei Bäume, zwischen denen ich mein Tarp aufspannen kann. Ich hatte am Nachmittag einen Platz gefunden, der mich direkt angesprochen hatte und diesen markiert, um ihn später wiederzufinden. Solange es noch hell war, habe ich mein Lager aufgebaut, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Ich lag die meiste Zeit wach in meinem Schlafsack und habe der Natur zugehört. Es war schön, dass mal alles um mich herum still war und ich nur meinen eigenen Atem hören konnte. Da fielen mir auch die kleinsten Geräusche auf. Durch die Stille merkte ich, wie ich ein Teil von Gottes Schöpfung wurde, dass ich ein Teil der Natur bin – genau wie der Baum neben mir und der Vogel, den ich hörte. Das war ein unglaublich schönes Gefühl und ein ganz wichtiger Aspekt, den ich aus diesem Erlebnis mit nach Hause genommen habe: Alles, was es gibt, ist Gottes Schöpfung. Dort wo Leben ist, ist auch Tod – so, wie sich das Tier in dem gestorbenen Baum eine Höhle gebaut hatte. Das Sterbende macht Platz für Neues, die Natur als ewiger Kreislauf. Und das alles ist Gottes Schöpfung – er lässt Leben zu und lässt Platz für neues Leben schaffen. Durch dieses Alleinsein in der Natur konnte ich zur Ruhe kommen. Alles um mich herum war still, ich konnte vergessen und nur auf meine Gedanken hören. Diese völlig neue Erfahrung hat mich tief beeindruckt und geprägt.
Julian Bossen