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St. Petri und Pauli Bergedorf
St. Petri und Pauli Bergedorf
Bildnis Johannes Corthums

... dass Familie Corthum im 17. Jahrhundert eine große Rolle in der Gemeinde spielte?

In unserer Kirche wird an eine Reihe von Pastoren erinnert, die vor langer Zeit hier Dienst getan haben. Zwei Gemälde stehen eher im Schatten der üppigen Ausstattung und hängen noch dazu zwischen den beiden Fenstern neben der Kanzel, sodass man sie meistens nur im Gegenlicht betrachten kann. Das obere Bild zeigt Joachim Corthum (1563-1633).

Er war der Nachfolger des ersten evangelischen Pastors Andreas Falckenberg, dessen Bild unter der Empore im Brauthaus zu sehen ist. 1591 übernahm Joachim Corthum die Amtsgeschäfte von Andreas Falkenberg und wurde nach dessen Tod ordentlicher Pastor in St. Petri und Pauli. Gleichzeitig leitete er seit 1590 die Bergedorfer Stadtschule. Er ist vor dunklem Hintergrund mit roter Draperie dargestellt. In seiner linken Hand hält er ein dickes Buch mit Goldschnitt, zweifellos eine Bibel, und in der rechten vielleicht ein Schriftstück. Das untere Viertel wird von einer umfangreichen Inschrift eingenommen. Sie ist nicht leicht zu entschlüsseln, denn sie kombiniert den lateinischen Text in Groß- und Kleinbuchstaben und teilt so das Geburtsjahr des Dargestellten mit.

Darunter hängt das Bild seines Sohnes Johannes Corthum (1607-1663). Auf Antrag seines Vaters war 1631 eine Diakonen- Stelle eingerichtet worden. Diese Stelle trat er 1635 an und übte sie bis zu seinem Tod aus. Die Diakonen hatten die Aufgabe, am Sonntagnachmittag zu predigen, „um zu verhindern, daß die Bergedorfer‚ zu Sauffereyen zusammen kommen und andere große Sünden treiben“¹.

An der Südwand des Kirchenschiffs hängt noch ein weiteres Corthum-Porträt in einem prächtigen geschnitzten Rahmen. Das eingefügte Gemälde zeigt den nächsten Nachfolger aus der Familie, Gerhard, Sohn des Johannes Corthum. Alle drei Dargestellten führen das Familienwappen, das drei stilisierte Rosenstöcke zeigt.

Im Zuge der Reinigungsmaßnahmen, die turnusgemäß im letzten Jahr am Altar vorgenommen wurden, konnten die beiden Restauratorinnen den Zustand der Gemälde der beiden älteren Corthums überprüfen. Sie schlugen konservatorische Maßnahmen vor, um ihren Erhalt sicherzustellen. Im Herbst dieses Jahres sollen die Bilder abgenommen werden. Dann sollen Vorder- und Rückseite entstaubt, die Malerei gefestigt, die schlaffe Leinwand nachgespannt und die Rückseite durch einen aufgeschraubten Schutz aus säurefreier Wellpappe vor erneuter Verstaubung und klimatischen Einflüssen geschützt werden.

Dr. Charlotte Klack-Eitzen

¹ Harald Richert, Streifzüge durch die Bergedorfer Kirchengeschichte. In: Kirche zwischen Stadt und Land. Hrsg. Olaf Matthes. Hamburg 2002. S. 8-25. S. 18.