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St. Petri und Pauli Bergedorf
St. Petri und Pauli Bergedorf
Manfred Lojenburg mit dem zu bearbeitenden Brautstuhl

... dass wir Intarsienstühle haben, die zu unterschiedlichen Zeiten gestiftet wurden?
Alle Besucher unserer Kirche haben sie wohl schon einmal gesehen, die Intarsienstühle, die immer mal vor der ersten Bankreihe stehen, und auch die beiden prächtigen Hochzeitsstühle mit Armlehnen.“

Die Vierlande sind bekannt für den reichen Schmuck ihrer Häuser, ihrer Trachten und auch für ihre mit feinen Intarsien geschmückten Möbel. Im 16. Jhd. wurde diese Kunst von wandernden Handwerkern aus Italien eingeführt. In den Vierlanden hat sich diese Kunst besonders entwickelt. Typische Formen und Motive haben sich gebildet und in vielen Haushalten finden sich noch heute mit Intarsien geschmückte Möbelstücke wie Stühle, Truhen, Schränke usw. Die Gestühle in den Vierländer Kirchen sind ebenfalls mit Intarsien verziert. Zur Blütezeit der Intarsienkunst in den Vierlanden im 18. und 19. Jhd. gab es zeitweilig 25 Werkstätten, die dieses Handwerk ausübten.

1957 bekam die Kirchengemeinde vierzehn Intarsienstühle. Vermutlich wurden sie nach der umfangreichen Renovierung der Kirche gestiftet, da das alte Gestühl aus dem 17. Jahrhundert durch ein neues ersetzt worden war. Die Rückenlehnen sind mit einem intarsierten Blumenkorb geschmückt, entweder dunkles Holz auf hellem Grund oder helles Holz auf dunklem Grund. Beides kann in einem Arbeitsgang gleichzeitig ausgesägt werden, indem ein helles auf ein dunkles Furnier geklebt wird. Die beiden Schichten können nach dem Sägen voneinander gelöst und mit dem Möbel, in diesem Fall der Stuhllehne, verleimt werden. Weiß noch jemand, wer diese Stühle der Kirchengemeinde geschenkt hat? Oder hat die Gemeinde sie selbst in Auftrag gegeben? Wer diese Fragen beantworten kann wird gebeten, sich bei mir (charlotte.klack-eitzen@ stpetriundpauli-bergedorf.de) oder im Gemeindebüro zu melden.

Zum 15. Oktober 1941 schenkte der damals amtierende Pastor Georg Behrmann zwei aufwändig verzierte Hochzeitsstühle. Was mag der Anlass für diese Schenkung gewesen sein?

Der Schmuck dieser beiden Stühle ist fast identisch: auf der Rückseite ein eingelegter Stern und auf der Vorderseite eine reich bestückte Blumenvase. Sie wird beim etwas kleineren Stuhl für die Braut von Kornblumen begleitet und die Jahreszahl 1941 ist mit Maiglöckchen eingefasst. Beim Bräutigam ist Eichenlaub zu sehen. Dazu passend sind auch die Armlehnen unterschiedlich gestaltet.

Der Brautstuhl ist vor einiger Zeit aus dem Leim gegangen, auch das hauchdünne Furnier auf der Stuhllehne hatte sich gelöst. Glücklicherweise erklärte sich Manfred Lojenburg, der Vater unserer neuen Küsterin, bereit, die gedrechselten Stäbe wieder einzuleimen und das Furnier mit dem Untergrund zu verbinden. Der Brautstuhl ist sehr schön geworden. Wir möchten uns sehr herzlich für seine sorgfältige Arbeit bedanken, die er ehrenamtlich ausgeführt hat.

Dr. Charlotte Klack-Eitzen