Liebe Gemeinde!
1999 gab es ein Experiment bei der Behandlung
von HerzpatientInnen (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10547166/): Von
990 Personen wurden willkürlich 466
ausgesucht. Eine Gruppe erhielt deren
Namen und sie sollte für sie beten – ohne
dass diese es wussten. Ergebnis: Den PatientInnen,
für die gebetet worden ist, ging
es schneller besser und sie brauchten weniger
Medikamente. Was heißt das nun für
Sie?
Alle wissenschaftlichen Untersuchungen können nur eine unterstützende Hilfe sein, um das Gebet, seinen Sinn und Zweck, zu erklären. Beten braucht natürlich theologische Deutungskategorien (ohne Gott = Selbstgespräch), die uns helfen, das Verhältnis von „Gott und Wirklichkeit“ zu verstehen. Diese ersetzen aber nicht unsere eigenen Erfahrungen, Gefühle und persönlichen Themen mit Gott.
Beten braucht zudem unsere Zweifel, ein Infragestellen. So überlegt die Kölschrockband BAP: „Wenn das Beten sich lohnen würde, was meinst du wohl, was ich dann beten würde.“ Und weiter: „Vielleicht beneide ich auch die glauben können, doch was soll’s, ich jage doch kein Phantom.“ Obwohl sie merken, dass die Welt nicht besser wird, wird dennoch an Gott festgehalten: „Gott, wäre Beten doch bloß nicht so sinnlos, denn oft denke ich, wir wären bald schon an dem Punkt, wenn egal wird, wer Recht hat, wenn Beziehung und Kohle nicht zählen.“
Beten braucht unseren Protest, dass etwas „nicht richtig“ ist, verbunden mit der Hoffnung und Zuversicht, dass es anders sein soll. Als Gottes Geschöpfe ahnen wir, was es heißt, wenn wir von Gottes Frieden und seiner Gerechtigkeit sprechen, von Heil-Werden und Ganz-Sein, von Gottes Liebe und Geborgenheit. Wir können das nicht selbst bewirken, nicht allein, sondern sind auf seinen Beistand angewiesen. „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt meine Hilfe? – Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 121)
Die letzten Wochen des Kirchenjahres geben uns „offiziell“ Anlass zum gemeinsamen Beten: Wir danken für Gottes Gaben, für seine bedingungslose Gnade und Barmherzigkeit, gedenken unserer vergangenen Taten, erinnern an unsere Verantwortung für andere, tun Abbitte, bitten für unsere Verstorbenen und die Angehörigen. Manchmal tut es aber auch gut, persönlich mal mit IHM ins Gespräch zu gehen – einfach so.
Ihre Pastorin Chang-Mi Dallat Ohne Prioritäten, einfach so, wie es käme, finge ich an,Nicht bei Adam und nicht bei Unendlich, trotzdem: Jeder und jedes käme dran.
Für all das, wo der Wurm drin, für all das, was mich immer schon quält,
Für all das, was sich wohl niemals ändert, klar, und auch für das, was mir gefällt.
Vom Choral für die Dom-Taube, die verkrüppelt in der Gosse verendet,
Bis zu Psalmen für das Wetter und der Stunde mit dir, die zu kurz.
Ich würde beten, was das Zeug hält, ich würde beten auf Teufel komm raus.
Ich würde beten, wofür ich eben Lust hätte, doch nie, wenn jemand sagt: „Du musst!“