„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. „
Ein Apfelbäumchen pflanzen! Was verspricht so ein Bäumchen? Ja, wenn ich es pflanze, ist es noch jung. Es hat schon Blätter und Blüten, aber noch keine Früchte. Ich muss es hegen und pflegen, dass es wächst. Es braucht Zeit zum Wachsen. Zwei, drei Jahre vergehen, ehe der erste Apfel sich zeigt und ich ihn ernten und essen kann. Wer einen Apfelbaum im Garten hat, weiß um die Arbeit und die Früchte. Äpfel locken zum Pflücken und Essen, zum Kuchenbacken, zum Kompottmachen mit Zimt und Vanillesoße. Was für ein Genuss! Das lohnt sich.
Luther, dem dieses Zitat zugeschrieben wird, sah in den Bäumchen ein Zeichen der göttlichen Gnade im irdischen Leben, ein Zeichen der Güte Gottes, der so ein Gewächs für uns Menschen erdacht und gewollt hat. Dem kann ich nur zustimmen. Dass morgen die Welt untergeht, kann ich mir nicht vorstellen. Auch wenn das möglich wäre. Die Großmächte dieser Welt haben genügend atomare Waffen zur Verfügung, um das Leben auf dieser Erde mehrfach auszulöschen. Wann der schädigende Umgang mit Luft, Wasser, Erde und Geschöpfen ein Ende des Lebens auf dieser Erde herbeiführt, kann keiner sagen. Wir wissen es nicht, aber genügend Beispiele von Katastrophen gibt es. Dieses Wissen macht Angst und kann uns antreiben, etwas zu dagegen zu tun oder auch lähmen.
Auch die Bibel kennt apokalyptische Zukunftsvorstellungen. Aber wie in der Offenbarung des Johannes entlässt sie uns nicht, ohne von der Treue Gottes zu reden, von dem neuen Himmel und der neuen Erde, die nach Gottes Willen entstehen. Gott bleibt den Menschen zugewandt. Das gilt auch für die Zukunft.
Für Luther damals ist auch eine Welt untergegangen. Die Welt seines Glaubens und der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche, wie er sie gelebt und gekannt hat, ging zu Ende. Er hat daran mitgewirkt mit seiner Suche nach Gott in der Bibel. Gott hat sich ihm neu gezeigt, als der, der barmherzig und zugewandt einen jeden und eine jede ansieht. Luther war überzeugt von seiner Wahrheit, er wollte, dass sich etwas verändert. Trotzdem war es nicht einfach für ihn.
Veränderungen, die das bisherige Leben völlig verändern, sind auch manchmal wie ein Weltuntergang. Ein Lebensabschnitt ist zu Ende und es ist noch nicht klar, was kommt. Trauer und Angst sind mit dabei, denn ich hänge an dem, was war, wofür ich gelebt habe und was mir wichtig war. Was trägt mich dann? Was gibt mir Mut, die Veränderung anzunehmen, neu zu beginnen und ein Apfelbäumchen zu pflanzen für mich, für die, die mit mir sind und für die Generationen, die mir folgen werden?
Im Psalm 31 heißt es: „Ich freue mich und bin fröhlich über Deine Güte, Gott, dass du mein Elend ansiehst und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes, du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Gott bleibt unser Gegenüber in allen Veränderungen und von ihm her gehen wir die Zukunft an, ein jeder und eine jede von ihrem Platz aus.
Pastorin Angelika Schmidt