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St. Petri und Pauli Bergedorf
St. Petri und Pauli Bergedorf

Jesus begegnet am Teich Betesda einem Menschen, der seit 38 Jahren krank ist, der mit vielen anderen wartet, um dort Heilung zu erfahren. Er fragt: „Willst du geheilt werden?“ Der Gegenüber betont, dass er gar keine Chance hätte, weil alle ihm beim Teich zuvorkämen. Da fordert er ihn auf: „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ (Joh. 5,8) Und er wird gesund, steht auf, geht hin.

Was für ein Wunder! Klar, dafür ist Jesus bekannt. Doch wie oft begegnet einem schon Jesus – und das im richtigen Moment. Wenn das bloß so einfach wäre - aufstehen und gehen…

 

Wir nähern uns der „dunklen“ Jahreszeit: Die Tage werden kürzer, es wird kälter und ungemütlicher, die Natur bereitet sich auf den Winterschlaf vor und zieht sich zurück.

Im Kirchenjahr erleben wir eine ähnliche Vorbereitung darauf: Wir danken Gott an Erntedank für die Früchte unserer Mühen, die wir ernten können, sind dankbar, was Gott uns geschenkt hat; wir können satt werden von seinen Gaben, sie geben uns Kraft und Stärkung für das, was kommen wird.

Wir feiern an Reformation, dass wir bereits gerechtfertigt sind durch Gott, dass seine Gnade und Barmherzigkeit uns fromm und frei in der Welt handeln lassen. Buß- und Bettag lässt uns bewusstwerden, dass wir trotz aller Bemühungen und gutem Willen immer wieder fehlen, schuldig werden. Wir bitten um Vergebung – was wir doch oft verlernt haben.

All diese Feiertage fragen danach, was uns wichtig ist, nach Sinn und Ziel, nach dem, was uns im Leben trägt. Welche eingefahren Wege gehen wir, manchmal jahrelang, obwohl wir wissen, dass sie uns nicht guttun, uns krank machen? Was hindert uns daran, Anteil am Leben zu haben, was drängt sich ständig davor, so dass wir das Gefühl haben, keine Chance dazu zu haben?

Wie erlösend und befreiend kann es sein, wenn es auf einmal wirklich möglich ist: „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ Alles, was uns belastet, gehindert, krank gemacht hat, können wir ablegen bei Gott. Nicht immer werden wir gesund, werden geheilt, erleben eben keine Wunder – dies wissen wir, erleben wir schmerzhaft in der Realität. Besonders Toten- bzw. Ewigkeitssonntag führt uns das vor Augen. Der Weg mit Gott endet hier jedoch nicht. Er begleitet uns durch alle hellen und dunklen Tage hindurch, spendet Trost, rüttelt uns auf, stellt die Frage, die wir brauchen, um wieder gehen zu können, fordert uns heraus, neue Wege zu gehen.

Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen wundervolle Begegnungen, wie sie der Mensch am Teich erleben durfte, die Sie stärken und ermutigen lassen: „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“

Ihre Pastorin Chang-Mi Dallat